Christian Brandtner | Transformation
11. Mai - 29. Juni 2023


Fundstücke, Tierknochen, Modelliermasse – eine Welt im Wandel, in der es immer neue Landschaften, Wesen und Metamorphosen zu entdecken gibt. Der Wiener Ausnahmekünstler Christian Brandtner schafft seinen eigenen Mikrokosmos.

Schon als Kind und Jugendlicher verspürt Brandtner eine große Affinität zur Zeichnung, nach der Begegnung mit der Kunst van Goghs beginnt eine eigene künstlerische Tätigkeit, die schlussendlich auch zur Ausbildung als Theatermaler führt. Neben dieser beruflichen Tätigkeit wächst ein eigenständiges künstlerisches Werk, welches von gegenständlicher Malerei und Zeichnung bis zu plastischen Objekten reicht.

Brandtner interessiert sich für Gegensätzlichkeiten – Oberflächenbeschaffenheit, Formunterschiede oder Farbgegensätze – sie stehen sinnbildlich für Tod und Leben, Gut und Böse, Oben und Unten. Innerhalb dieser Pole gibt es in den Arbeiten wiederkehrende Elemente, wie das Ei, die Wäscheklammer, das Auge oder der Pfeil. Bei einem Besuch im Künstleratelier denkt man schnell an eine Kunst- und Wunderkammer. Die Objekte beeindrucken nicht nur durch die Materialvielfalt und detailgenaue Arbeit, sondern machen auch beinahe den Eindruck, als handle es sich um lebendige Wesen.

Die Ausstellung legt einen Fokus auf die neueste Serie „Tardigrade“, in der sich Brandtner an den 500 Mio. Jahre alten Bärtierchen abarbeitet. Tardigraden sind unter einem Millimeter kleine Tierchen, welche die außerordentliche Fähigkeit haben sich an die extremsten Lebensbedingungen anzupassen. Sie überleben im Weltall, in der Arktis oder am tiefsten Punkt des Meeres. Die Tiere sind in der Lage ihre Stoffwechselaktivität zu stark zu reduzieren, dass sie in einen todesnahen Zustand übergehen und darin Jahrzehnte bleiben können. Genau diese Anpassungsfähigkeit hat Brandtner inspiriert, er verwandelt die robusten Bärtierchen in Flugobjekte, die an die wissenschaftlichen Errungenschaften des 20. Jahrhundert erinnern.

Die Arbeiten aus der Serie „Ei-Transformation“ beeindrucken durch Details, darin werden Eierschalen, Holz, Draht, Glas, Blätter und Modelliermasse zu kleinen Kunstobjekten geformt. Das Ei steht in zahlreichen Religionen und Kulturen für die Schöpfung, das Leben, die Auferstehung – so findet es seinen Weg auch in das Werk Brandtners und wird zum Nährboden für neue Wesen und Formen.

Text: Selin Stütz